"Urbane Zukunftskunst" - Städte als Treiber der Großen Transformation

Städte und ihre Quartiere spielen eine besondere Rolle in der "Kunst der Zukunftsgestaltung". Daher widmen wir der urbanen Wende (Bild) einen besonderen Stellenwert im Buch zur "Großen Transformation". Wie lebendig sich urbane Zukunftskunst  zeigt, erlebe ich derzeit bei meinen Vorträgen in Deutschland, ob in Bremen, in Offenburg oder Hannover oder in der kommenden Woche in Dortmund, Dresden und natürlich bei uns in Wuppertal.

 

Urbane Zukunftskunst ist dabei längst eine internationale Bewegung. Der Global Climate Action Summit in San Francisco hat das letzte Woche deutlich gemacht. Auch hier spielte die Rolle der Städte eine zentrale Rolle und eine große Zahl großer Städte haben sich dort zu engagierten Klimazielen verpflichtet und einen Akzent gegen die oft zögerlichen nationalen Politiken gesetzt. Aus Deutschland waren Berlin und Heidelberg dabei.

 

Warum haben die Städte eine solch zentrale Bedeutung für die Große Transformation?

 

1. In Städten entscheidet sich letztlich, ob das Projekt "Nachhaltige Entwicklung" gelingen wird (vgl. dazu insbesondere auch das WBGU-Urbanisierungsgutachten zur "Umzug der Menschheit" aus dem Jahr 2016). 2050 werden 80% aller Menschen in Städten leben: Hier prägen sich die Konsumkulturen und Lebensstile der Zukunft aus, befinden sich der Großteil der relevanten Infrastrukturen und wird der größte Teil der ökonomischen Wertschöpfung und der damit verbunden Energie- und Ressourcenrucksäcke verursacht.

 

2. Durch die räumliche Nähe lassen sich in Städten die verschiedenen Sektoren und Akteure besonders gut miteinander vernetzen.

 

3. Jedes Quartier, jede Stadt ist letztlich ein jeweils individueller Experimentier- und Lernraum, in dem das Zusammenspiel von neuen Infrastrukturen und Technologien, neuen Geschäftsmodellen, kluger politischer Steuerung und kulturellem Wandel erprobt werden kann. Durch die Vielfalt solcher "urbanen Reallabore" wächst der Erfahrungsschatz für die Große Transformation.

 

4. Gerade diese Vielfalt der Experimentierorte und die aktuell zu beobachtende "Häufigkeitsverdichtung" (Osterhammel) neuer nachhaltiger Lebens- und Wirtschaftsformen sind Anzeichen einer bevorstehenden kulturellen Revolution (Appiah). Solche Revolutionen passieren nicht nach einem linearen Muster. Sie werden an vielen Orten und Stellen vorgedacht und vorgemacht und bereiten damit den Boden für einen sehr viel umfassenderen Umbruch. Wann dieser genau eintritt, ist schwer zu prognostizieren. Wenn er dann passiert, geschieht dies aber oft mit einer hohen Kraft: Der Mauerfall in Berlin 1989, aber auch die Entscheidung für die deutsche Energiewende im Jahr 2011 sind Beispiele für solche lang vorbereiteten Entwicklungen, die dann nur noch einen letzten katalytischen Anstoßes bedurften.

 

Was ist zu tun, um urbane Zukunftskunst weiter zu befördern?

 

1.     Vernetzung zwischen Sektoren und Akteuren vorantreiben. Die nächste Stufe urbaner Transformation wird davon abhängen, gesamt-städtische Bewegungen auszulösen, die Akteure unterschiedlicher Bereiche und Sektoren noch enger miteinander vernetzen. Dann werden aus vielen Inseln der Transformation immer stärker gesamt-städtische Bewegungen. Die Klimaallianz in Hannover oder die KoSi-Lab-Initiative in Dortmund und Wuppertal, die alle Akteure sozialer Innovationen miteinander vernetzt, sind dafür sehr gute Beispiele.

 

2.     Es gilt die Experimentierräume in den Städten zu vermehren und zu vergrößern. Je größer die Zahl der Orte, an denen neue Facetten einer gemeinsamen urbane Zukunft erprobt werden, desto lebendiger wird der transformative Elan und das gemeinsame Lernen befördert. Die Zukunftsstadt-Aktivitäten in Dresden sind hier ein Mut machendes Beispiel.

 

3.     Schließlich gilt es Zukunftslust und –vertrauen sowie die Transformationskompetenz aller Akteure zu stärken. Nur wenn Politik, Verwaltungen, Unternehmen, Wissenschaft und zivilgesellschaftliche Organisationen ihre Gestaltungsoptionen in einer sich verändernden Welt verstehen, werden sienihre Wirksamkeit voll entfalten. Beim Kompetenzaufbau für Verwaltungen hat  z.B. die Emscher-Genossenschaft in Zusammenarbeit mit Verwaltungen vieler Ruhrgebietsmetropolen spannende Formate entwickelt – wie das "Expertenforum Zukunftsinitiative Wasser in der Stadt von Morgen".

 

Urbane Zukunftskunst ist einer der zentralen Motoren für die Große Transformation!